Die Vesteralen

Nördlich von den Lofoten liegt die Inselgruppe der Vesteralen. Wir enscheiden uns für die nördliche Insel Andoya und wollen von da aus mit der Fähre nach Senja übersetzen. Mir wird das jetzt schon langsam unangenehm, wenn ich sagen muß, dass das Wetter schon wieder mitspielte. Wir merken jedoch jeden Tag, dass die Tage jetzt Ende Oktober deutlich kürzer werden. Morgens kommt die Sonne um ca. 9 Uhr über den Berg gekrabbelt und nachmittags um 3 Uhr ist sie wieder weg. Lediglich die Dämmerung verlängert noch den Tag. Diese Erfahrung zu machen ist schon etwas Besonderes. Unsere Streckenführung legen wir nun absichtlich so, dass wir immer auf der sonnen zugewandten Seite fahren, da die kleinsten Berge sehr lange Schatten werfen und damit die kurzen Tage und Dunkelheit noch einmal unterstreichen. Der Plan mit der Fähre zur Insel Senja ist dann auch Geschichte. Die Fähre fährt nur bis Ende August und da sind wir wohl ein bischen spät dran. Egal, wir sind ja bekannt für Plan B. Ein paar Kilometer zurück ging es dann zur Insel Rolla. Eine schöne Wanderung mußten wir leider abkürzen, da auch hier das Sonnenlicht nicht komplett reichte. Je nördlicher wir jetzt kommen, desto heftiger wird dieser Effekt. Das wird noch eine Herausforderung. Abends wird die Dunkelheit immer wieder durch schöne Nordlichter unterbrochen und so wird es irgendwie doch nicht langweilig.




Senja

Wir verließen die Insel Rolla über kleine Strassen Richtung Norden. Regen und überfrierende Nässe führten zu einem Zwangsstopp. Wir entschieden uns an einem See die glatten Strassen aus zu sitzen. Am Morgen danach versuchte die Sonne den Nebel zu verscheuchen. Das dauerte uns definitiv zu lange und wir eroberten in Finnsnes den nächsten Supermarkt. Wir haben aus Deutschland gehört, dass Klopapier wieder Mangelware ist. Hier sind die Regale voll, ich kann noch Bestellungen entgegennehmen. In diesen kalten Monaten Wasser zu finden ist nicht ganz so einfach und doch gab es hier einen frostsicheren Wasserhahn. Es ist schon erstaunlich, was in Skandinavien für die Wohnmobilisten alles getan wird. Senja haben wir dann im Uhrzeigersinn umrundet um möglichst viel von der tiefstehenden Sonne zu erwischen. Die nördliche Seite lag dann wie erwartet im Schatten, so dass wir dort dann etwas schneller unterwegs waren. Wieder im Landesinneren an der E6 nahmen wir noch den Wasserfall Malselvfossen mit. Zu dieser Jahreszeit ist das ein Eisschauspiel, dass dann abends mit Nordlichtern und Vollmond noch übertrumpft wurde.
 
 

Birtavarre ...  Lyngen - North ...  Alta

Unsere Route führte uns weiter Richtung Norden. Wieder mal einkaufen und ein paar Kleinkinder beobachten, wie sie seelenruhig und liegenderweise den Eingang vom Supermarkt versperrten. Da wir noch Zeit schinden mussten, machten wir einen Abstecher nach Rostadalen um ein paar Wanderungen zu starten. Na ja irgendwie kam uns das schon komisch vor. Die Strasse wurde immer einsamer und ging dann in eine Piste über. Soweit nicht schlimm, der Allrad erledigte die Aufgabe mit Bravur. Einige Kilometer später, wir fuhren so mit knappen 50 km/h, kam plötzlich hinter einer Kurve Blitzeis. Nicht lustig. Bremsen unmöglich. Spurhalten und ausrollenlassen. Dann erstmal sich sammeln und die Situation beäugeln. Leichtes Anfahren führte zum seitlichen Wegrutschen. Das Gefühl war gar nicht prickelnd. Und wir hatten morgens schon geduscht und wollten patout nicht in den seitlich verlaufenden Bach rein. Dann der Versuch auszusteigen. Upps, das ging auch nicht. OK zuerst die Spikes für die Schuhe, dann blieben uns nur noch die Schneeketten. Gut, dass ich die vor der Reise einmal ausprobiert hatte, sonst wäre das bei der Kälte vielleicht anders ausgegangen. Dann dachte ich 2 Ketten hinten reichen. Falsch der Karren will immer noch in den Bach. Also auch vorne Ketten drauf. Dann langsam und rückwärts mit knirschendem Eis bis in Sicherheit. Die Wanderung war damit erstmal im wahrsten Sinne auf Eis.
Wo zum Kuckuck ist Birtavarre? Unsere Töchter haben sich für unsere Geburtstage wieder etwas ausgedacht. Und das beginnt in Birtavarre. Schnitzeljagd vom Feinsten mit Selfies und das Ende vom Lied endete in einer Polarlicht - Lodge. (Lyngen North) In beheitzten Glasiglus verbringt man die Nacht in kuscheliger Atmosphäre und hat dabei den gigantischen Ausblick aufs Firmament. Und? Das Wetter spielte mit. Ein Tag später Zwischenstopp mit Waschtag auf einem der wenigen geöffneten Campingplätzen in Alta. Jetzt begreift man langsam wie weit man von zu Hause weg ist und es geht noch weiter.






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