Wie
so oft im Leben sind es die Zufälle, die die Richtung angeben,
so auch in diesem Fall. Es
war
so ein trüber Herbsttag vor 2 Jahren beim Sepp, als da so eine Zeitung
mit 4x4 Offroadtouren im Wohnzimmer rumlag. Man blättert so rum und
dann passierte es. Die Welt hat ja auch noch den Kaukasus. Von den
Bildern und der Idee waren wir schnell gefangen. Der 4x4 Sprinter war
auch schon geplant, fehlte nur noch der Startschuß zu dieser
Unternehmung. Auf dem Landweg, ohne Abstecher, sind es knapp 4000km "one way",
das war unser neues Ziel. Mit dieser Idee gingen wir hausieren und
trafen nach 30 Jahren unseren Jörn aus Düsseldorf wieder. Jörn mit Frau
Tina waren auch schnell Feuer und Flamme. Nach einer Probetour
durch die Bretagne, stand der Entschluß fest, wir fahren in diesen Teil
der Erde zusammen. Schnell fanden wir ein Startdatum --> April 2020.
Soweit der Plan und? Dann kam Corona. Es schien als ob das Ende der
Welt in greifbare Nähe gerutscht ist. Alle Vorbereitungen waren für die
Katze, jedoch gab es da noch die Hoffnung und die stirbt bekanntlich
zuletzt. Und jetzt öffnet eine Grenze nach der Anderen. Von der
Georgischen Botschaft haben wir erfahren, dass wir ab 1.7.2020 herzlich
willkommen sind.
Sprinter ist gepackt
und das Maskotchen Kaukasi ist auch dabei. Der Diesel ist richtig
billig und die Landkarten und Reiseführer sind durchgearbeitet und
warten auf Erfüllung. Jetzt sind wir schon in Österrreich und warten
auf Tina und Jörn. In den nächsten Tagen geht es los.
Wow, endlich konnten wir den
Zündschlüssel drehen. Von Österrreich über den Wurzenpass nach
Slowenien. Und schon begann das Abenteuer. Der Pass hat sich irgendwie
nicht verändert (18% Steigung). Ich bin vor vielen Jahren mal mit einem
VW-Bus T2 (50PS) im ersten Gang dort hochgekrochen, Steigung war die
gleiche, jedoch ist heute die Technik besser, in so weit war es ein
Kinderspiel,
die 3,4 Tonnen dort hoch zu schaukeln. Oben angekommen keine
Grenzkontrollen, aber Kaukasi hat da so ein Schild gesehen: "Einreise
nur für Personen mit österreischischem Wohnsitz". Na ja, mehr als
zurückschicken können die uns ja nicht. Unten in Kranska Gora
angekommen, waren noch andere deutsche Wohnmobile. Das beruhigte und
die
Reise ging weiter durch den Triglav Nationalpark. Kurve links, Kurve
rechts und das, viele hundert Mal. Wunderschöne Gegend, wenn nur das
Wetter mitspielen würde. Als dann die 2te Stufe des Scheibenwischer
fast nicht mehr langte, fuhr Jörn links zu einem schönen Camp-Ground ab
und wir bauten uns in windes Eile einen Regenschutz zwischen die beiden
Autos. Prasselnde Regentropfen, Grappa und Wein versüßeten den Abend.
Am Morgen danach wurde, von Kilometer zu Kilometer, das Wetter besser.
Jedoch auf kleinen superschönen Strassen werden die vielen Kilometer
zum Kaukasus nicht weniger und wir beschließen nun ab Kroatien die
Autobahn zu kaufen (Maut). Kroatische Grenze empfing uns mit einem
Megastau. Grund für den Stau war die Passkontrolle. Jeder Pass wurde
mit viel Muße eingescannt Wir haben es jetzt bis Zadar geschafft und
eines dieser Traumplätze direkt am Meer läuft uns direkt vor die Flinte.
Ich dachte immer Kroatien ist
trocken und heiß. Na ja, da lag ich wohl wieder mal falsch. Endlose
Weiten mit üppigen Grün und dann die fast leere Autobahn, unterbrochen
von schönen Picknikplätzen, lassen die Kilometer entspannt abspulen.
Das Internet erzählt wieder alles Mögliche und so näherten wir uns der Grenze zu
Bosnien Herzegowina mit einem gespannten Gefühl.
An der Grenze wollte die Zöllnerin nur das Wort Transit hören.
Passkontrolle und Alles war easy. Komisch war es trotzdem in ein Land
zu fahren, dass man innerhalb von einer Stunde wieder verlassen muß.
Ca. 10km weiter waren wir wieder in HR. Das Wort Corona verändert sich
zu Villa Kuruna und so wird man immer wieder an die Probleme dieser
Zeit erinnert. Die Besichtigung von Dubrovnik ist ein großes Highlight
mit alter Stadtmauer und, wie konnte es auch anders sein, nahezu keine
Touristen. Und dann der nächste Grenzübergang, Montenegro. Waren die
letzten Grenzen ein Kinderspiel, merkten wir hier schnell, dass es auch
anders geht. Ein mieß gelaunter Zöllner faucht uns mit komischen
Kauderwelsch an. Wir verstehen nichts, was ihn auch nicht besänftigt.
Irgendwann hatten wir des Rätzels Lösung, es war die Grüne
Versicherungskarte, die er wollte. Dann die Einreise. Da Jörn die Grüne
Karte tief versteckt hatte, brauchte es eine Weile und ein anderer 4x4
Sprinter, mit dem wir eine Stunde vorher schon gesprochen hatten,
durfte als erster über die Grenze fahren. Das war mein Glück, denn er
hing 2 Kilometer weiter in einer Polizeikontrolle fest. Nächste
Überraschung war dann das Mobilfunknetz. Montenegro ist von meinem
World-Tarif ausgeklammert, und somit waren wir, nicht geplant erstmal
von der Außenwelt abgeschnitten, Tut auch mal gut.
Die
Bucht um Kotor ist schon touristisch, jedoch in Coronazeiten ist alles
ausgestorben. Wo normalerweise gewaltige Parkplatzgebühren fällig sind,
steht nur ein leeres Kassenhäuschen. Bei schönstem Wetter versuchen wir
eine Wanderung, die bei uns in Kletterei und einem Ziegenpfad endete.
Die Ausblicke waren trotzdem gewaltig. Weiter gings, über eine
serpentinenreiche Panoramastraße, zum Kloster Ostrog. Vorher war jedoch
einkaufen angesagt. Dort im Supermarkt werden Coronaregeln aus meiner
Sicht anders ausgelegt. Im Kloster wagte Jörn mit dem Handy ein Foto,
worauf eine düstere, himmliche Stimme aus einem Lautsprecher erklang:
No Photo, No Photo. Abends gelangten wir in ein ebenfalls
verschlafenes Örtchen und auch hier keine Menschenseele. Ein
Campingplatz für uns
ganz alleine. Der nun folgende Durmitor-Nationalpark mit der tiefsten
Schlucht Europas (Taraschlucht) ist schon für sich eine Reise wert. Nach einer
kleinen
Wanderung beschließen wir noch ein paar Kilometer zu machen und, weil
es
so gut lief, kamen wir an die Albanische Grenze. Die Straße wurde
immer kleiner, und Verkehr gab es auch keinen mehr. Plötzlich mitten in
der Pampa, eine Polizeikontrolle: Pässe Autopapiere etc... Dann, mit
gebrochenem Englisch, wurden wir aufgeklärt, dass wir uns auf der alten
Grenzstrasse befinden und Google Maps da falsch ist. Das war schon
unheimlich, da wir wiedermal nicht genau wußten, ob wir die Grenze
passieren durften oder nicht. Ein paar Kilometer später dann die
Grenzstation. Hier
öffnete sich der Schlagbaum mit dem Zauberwort: "Tourist" . In Albanien
angekommen suchten wir uns einen Schlafplatz für die Nacht und fuhren
auf einer holprigen Strasse versehentlich in ein kleines Dorf. Mit ein
bischen Englisch und Zeichensprache fragten wir nach einer möglichen
Wiese. Und dann kam die Überraschung, mit der wir überhaupt nicht
gerechnet hatten. Wir wurden von einer ansässigen Familie eingeladen,
und wir durften auf ihrem Grundstück mit unseren Fahrzeugen stehen und
übernachten. Und als sei das noch nicht genug, wurden wir zusätzlich
auch noch zum Essen und Trinken eingeladen. Diese Gastfreundschaft war
für uns so eine schöne und eindrucksvolle Erfahrung. Und an dieser
Stelle noch einmal Danke für Alles. Die Verständigung war mit der
Google Übersetzer App hilfreich und zum Teil erheiternt, da bestimmte
Redewendungen doch anders übersetzt wurden. Am nächsten Morgen wurden
wir außerdem noch mit einem Frühstück überrascht. Das nächste Ziel ist
der Thethi Nationalpark, den wir heute über eine abenteuerliche
ausgesetzte Piste ereicht haben.
Kaukasus Teil II
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